Matter und Thread gehören zusammen wie Brot und Butter. Matter geht auch ohne Thread, ist dann aber nur noch halb so gut. Warum das so ist und was Du beachten musst, um Thread-Geräte mit Matter nutzen zu können, erklären wir Dir in diesem Artikel.

Matter soll das Smart Home vereinfachen, verwirrt jedoch häufig noch mit der Wahl zwischen Thread-Geräten und WLAN-Geräten. Die Wahl der richtigen Matter-Zentrale wird dadurch nicht einfacher. Was davon ist denn nun wann mit Matter kompatibel?

Die kurze Antwort: Thread ist quasi die Zusatzoption für Matter. Damit alles funktioniert, brauchst Du eine passende Zentrale, den sogenannten Thread Border Router. Dafür bietet Matter mit Thread diverse Vorteile, die wir Dir in diesem Artikel aufzeigen. Doch erstmal müssen wir ein paar Begriffe klären.

Bei Matter handelt es sich um eine einheitliche, herstellerübergreifende Plattform für Deine Smart Home-Geräte. Matter ermöglicht es so, dass Geräte verschiedener Marken miteinander kommunizieren können. Das war, kaum zu glauben, nicht immer der Standard und ist dementsprechend ein ziemlich wichtiger Schritt in Richtung Smart Home für alle.

Um die Kommunikation zwischen verschiedenen Marken bzw. Produkten dieser Marken bewerkstelligen zu können, nutzt Matter das Internetprotokoll (kurz: IP). Sowohl Dein heimisches WLAN, als auch das Thread-Protokoll sind IP-basiert und dienen daher als Grundlage für Matter. Dadurch wird die Sicherheit und Kontrolle über Deine Daten deutlich erhöht, was sicherlich jedem am Herzen liegt.

tado° Matter-Setup mit Google Home
Matter ermöglicht eine nahtlose Integration von Geräten verschiedener Hersteller. So steuerst Du wie hier im Bild tado° und Deine Beleuchtung über eine App wie Google Home.

Zudem können die Geräte nach wie vor über die App oder Sprachassistenten gesteuert werden – auch wenn sie von anderen Marken sind. Du kannst Dir also die App aussuchen. Google Home, Apple Home, Amazon Alexa und Samsung SmartThings sind Ökosysteme, die Dein Smart Home in einer App zugänglich machen. Dank Matter steigt die Zahl der Geräte, die mit dem Ökosystem Deiner Wahl kompatibel ist.

Es ist sogar möglich, dasselbe Smart Home über verschiedene Ökosysteme zu steuern – etwa wenn Du lieber Apple Home nutzt, ein anderes Haushaltsmitglied aber Google Home bevorzugt.

Thread ist ein Baustein von Matter. Denn hierbei handelt es sich um ein energieeffizientes, drahtloses Netzwerkprotokoll, das von Deinem WLAN unabhängig ist. Vielen Kenner:innen der Smart Home-Welt mag Zigbee ein Begriff sein. Es ist ein weit verbreiteter Funkstandard, den unter anderen Bosch Smart Home und Philips Hue nutzen. Thread ist quasi eine Weiterentwicklung davon.

Sowohl Zigbee als auch Thread sind energieeffiziente Mesh-Netzwerke. Bei einem Mesh-Netzwerk geben mehrere Geräte das Signal weiter. Die einzelnen Thread-Geräte, die eine ständige Stromversorgung haben, verstärken auf diese Weise das Netzwerk.

Während also das WLAN von Deinem WLAN-Router erzeugt wird und WLAN-fähige Geräte damit verbunden werden, wird das Thread-Netzwerk von den einzelnen Geräten selbst erzeugt und erweitert. Dadurch, dass Du in Deinem Smart Home an verschiedenen Orten mehrere smarte Geräte positionierst, wird also die Zuverlässigkeit und Reichweite erhöht.

Matter und Thread sind ergänzende Standards. Während Matter die Software-Ebene ist, die alles miteinander kompatibel macht, sind Thread und WLAN die Netzwerke, über die die Geräte kommunizieren.  Hier spricht man von „Matter over Thread“ bzw. „Matter over Wi-Fi“.

Matter Thread-Netzwerk am Beispiel von Eve
Eve zeigt, wie sich ein Thread-Netzwerk aufbaut.

Während Thread und WLAN also tatsächlich die Geräte in Netzwerken miteinander verbinden, liegt Matter als Anwendungsschicht darüber. Kurz gesagt vereinfacht Matter also die Kompatibilität zwischen Produkten verschiedener Hersteller, während Thread und WLAN die dafür erforderlichen Netzwerke aufbauen und die Geräte darüber miteinander kommunizieren. Daraus resultiert eine ganze Reihe an Vorteilen:

Thread funkt lokal. Das heißt, dass alle Geräte auch ohne Internetverbindung weiter miteinander kommunizieren. So ist die Steuerung über eine Cloud, wie sie bei vielen Smart Home-Geräten üblich ist, nicht zwingend notwendig. Die Geräte arbeiten dadurch mit deutlich geringerer Verzögerung und sind noch sicherer; insbesondere was Deine Privatsphäre betrifft.

Hinzu kommt die IP-Verschlüsselung von Matter, die Deine Daten vor unbefugtem Zugriff schützt. So wird Matter auch dank Thread zu einem besonders sicheren und zuverlässigen Standard.

Thread-Netzwerke sind widerstandsfähig gegenüber Ausfällen, da alle Geräte untereinander kommunizieren. Fällt eins davon aus, wird die Lücke im Netzwerk von anderen Geräten geschlossen. Außerdem können Matter-Geräte, egal ob über Thread oder WLAN, auch ohne Internetverbindung weiter kommunizieren.

Thread ist so konzipiert, dass nur geringe Datenmengen gesendet werden. Dadurch verbraucht ein Thread-Gerät wenig Energie, was sich vor allem bei batteriebetriebenen Geräten positiv auswirkt.

Matter und Thread vereinfachen die Einrichtung und Verwaltung von Smart Homes. So musst Du Dir keine Sorgen mehr über Kompatibilitätsprobleme zwischen verschiedenen Marken von Geräten machen. Matter-Geräte werden automatisch erkannt und werden durch das Scannen eines QR-Codes einfach und schnell hinzugefügt.

Sowohl Matter als auch Thread sind lizenzfrei. Das bedeutet, dass jeder Hersteller ohne zusätzliche Kosten Matter und Thread implementieren kann.

Um alle Funktionen von Matter nutzen zu können und das Matter-Logo auf die Packung drucken zu dürfen, führt jedoch kein Weg an einer kostenpflichtigen Zertifizierung vorbei.

Allerdings ist die Einstiegshürde trotzdem relativ gering, was zur Zukunftssicherheit von Matter und Thread beiträgt. Google stellt sogar eine Open-Source-Variante des Thread-Protokolls zur Verfügung.

Matter ist ein zukunftssicherer Standard, auf den immer mehr Hersteller setzen. Dabei nutzt Matter neben dem vielversprechenden Protokoll Thread auch WLAN, das ohnehin in jedem Haushalt vorhanden ist.

Da Hersteller darum konkurrieren, neue und innovative Matter-kompatible Geräte zu entwickeln, wird Matter so unweigerlich Innovationen im Smart-Home-Markt ankurbeln. Dazu gehört auch die Weiterentwicklung des Thread-Protokolls.

Thread und WLAN haben jeweils Vor- und Nachteile. Thread ist ressourcenschonender und zuverlässiger, kann aber nur kleine Datenmengen übertragen. Für viele Smart Home-Geräte reicht das aus. So kann Thread etwa Sensordaten übertragen oder Geräte ansteuern und eignet sich so vor allem für Sensoren, Lampen oder smarte Türschlösser.

Die Voraussetzung für Thread ist, dass Du eine Matter-Zentrale mit Thread-Unterstützung benötigst; einen sogenannten Thread Border Router. Das ist aber kein separates Gerät. Stattdessen gibt es smarte Lautsprecher oder Zentralen, die als Thread Border Router agieren.

Dann brauchst Du auch keine andere Matter-Zentrale mehr. Beispiele dafür sind der Apple HomePod mini, Google Nest Hub (2. Generation) oder die neuesten Amazon Echo-Geräte. Eine vollständige Liste mit Thread Border Routern findest Du übrigens auf unserer umfangreichen Matter-Seite. Hier kannst Du auch direkt geeignete Geräte kaufen.

Für große Datenmengen, wie etwa bei einem Live-Feed einer Kamera, ist hingegen WLAN besser geeignet. Aus dem Grund gibt es auch derzeit keine Thread-basierten Kameras. So kannst Du etwa das Kamerabild in Echtzeit abrufen und teils auch Einstellungen an den Geräten vornehmen.

Hast Du allerdings viele WLAN-Geräte zu Hause, wird sich das auch auf die Übertragungsgeschwindigkeit auswirken. Dann kann es sein, dass der Stream auf dem Fernseher, Tablet oder Rechner ruckelt und Webseiten langsamer laden.

Deswegen nutzt Matter beide Standards. Im Idealfall setzt sich Dein Matter Smart Home aus einem Mix an Thread- und WLAN-Geräten zusammen. Wo immer es geht, lohnt es sich aber, auf Thread zu setzen.

Übrigens: WLAN-fähige Geräte, die noch nicht mit Matter kompatibel sind, können vom Hersteller grundsätzlich kompatibel gemacht werden. Denn sie brauchen ja keinen zusätzlichen Funkstandard. Es kann also gut sein, dass manche der Smart Home-Geräte, die Du bereits in Deinem WLAN hast, mit einem Softwareupdate Matter-kompatibel werden.

Das alles klingt komplizierter, als es ist. Um Matter nutzen zu können, brauchst Du ein Gerät, das als Matter-Zentrale fungiert. Die meisten Smart Home-Geräte von Apple, Google und Amazon können das. Man spricht hier auch von einem Matter Controller. Mit dem kannst Du WLAN-fähige Matter-Geräte direkt nutzen.

Nest Hub in der Küche als Matter Zentrale
Der erste Schritt ist die Auswahl und Einrichtung einer Matter-Zentrale. Hier am Beispiel eines Google Nest Hubs der 2. Generation, der zugleich als Thread Border Router dient.

Damit Du auch Thread-Geräte nutzen kannst, solltest Du darauf achten, eine Zentrale zu holen, die ein Thread Border Router ist. Das ist quasi die Premium-Variante der Matter-Zentralen. Jeder Thread Border Router ist gleichzeitig ein Matter Controller und hat den gleichen Funktionsumfang, nur eben mit der zusätzlichen Thread-Option.

Vielleicht hast Du ja schon eine Matter-Zentrale zu Hause, ohne es zu wissen. Wirf einfach mal einen Blick auf unsere Liste. Hast Du noch keine oder willst Du Matter im vollen Umfang nutzen, empfehlen wir Dir aber, Dir einen Thread Border Router zuzulegen. Der kostet zwar etwas mehr als andere Matter-Zentralen, ist aber dafür deutlich zukunftssicherer. Denn Thread ist wie die Butter auf dem Matter-Brot. Und wer will schon sein Brot dauerhaft trocken genießen?